Annotata
ad Sacras Scripturas

• Streifzüge durch die Bibel •

Orietur Occidens

Das leere Grab und die Erscheinungen des Herrn

Matth. 28; Marc. 16; Luc. 24; Joh. 20-21;
Act. 1, 4-8; I Cor. 15, 5-8

Die Bezeugung der Auferstehung im Neuen Testament

Die Auferstehung des Herrn selbst hat niemand gesehen; was berichtet wird, das ist das leere Grab und das sind die Erscheinungen des Auferstandenen.
Doch auffällig ist: das wohl älteste Evangelium, das Markus-Evangelium, kennt in seiner ursprünglichen Fassung keine Berichte von diesen Erscheinungen. Es endete ursprünglich mit Kapitel 16, Vers 8: die Frauen fanden das leere Grab vor, hörten die Botschaft des Engels – und flohen.
Die Verse 9 bis 20 sind nachträglich hinzugefügt, aber schon sehr früh: auch in ihnen wird von den Emmaus-Jüngern berichtet, aber unabhängig vom Lukas-Evangelium, denn diesen Versen zufolge (v. 13) fanden die Emmaus-Jüngern keinen Glauben, während sie im Lukas-Evangelium (24, 33 f.) schon mit der Nachricht empfangen wurden, daß der Herr dem Simon erschienen ist.
Paulus dagegen berichtet ausführlich von den Erscheinungen, erwähnt aber das leere Grab nicht. Woher dieser Unterschied?
Das leere Grab löste Erschrecken aus, was es bedeutet, war nicht zu begreifen; aber es war öffentlich sichtbar. Die Erscheinungen (wenn auch bei einigen der Herr nicht gleich zu erkennen war) boten einen überwältigenden Eindruck; so wurden sie die Grundlage des Glaubens der Jünger. Doch sie waren eben den Jüngern vorbehalten, während das leere Grab damals jeder sehen konnte. Darum waren die Erscheinungen für die Verkündigung in der Kirche und somit auch für die Briefe des Paulus entscheidend, das leere Grab aber war es für die Verkündigung nach außen.
Hat Markus sein Evangelium vor allem als missionarische Schrift verfaßt? Oder war es so gemeint, daß (ich habe in Erinnerung, daß Hans-Joachim Schulz (Die apostolische Herkunft der Evangelien. Freiburg 1995) es so gedeutet hat) auf die Lesung des ursprünglichen Schlusses des Markus-Evangeliums jeweils der Auftritt der Zeugen folgte? Jedenfalls gründete die Glaubwürdigkeit der Erscheinungen in der Öffentlichkeit zunächst darauf, daß Augenzeugen zur Verfügung standen.

Verhüllte Erscheinungsberichte

Unter den Erscheinungsberichten im Neuen Testament sind mehrere, in denen der Herr nicht sogleich erkannt wurde. Es sind schöne Erzählungen; aber daß er zunächst nicht zu erkennen ist, mag auch Raum für Zweifel geben. Darum nun eine Bestandsaufnahme.
Erscheinungsberichte stehen an sechs Stellen des Neuen Testament: in den vier Evangelien, wobei es im Markus-Evangelium um jene zwölf Verse handelt, die erst nachträglich hinzugefügt worden sind; sodann am Anfang der Apostelgeschichte und im I. Korinterbrief.
Von solchen verhüllten Erscheinungsberichte gibt es drei: die Erscheinung vor Maria Magdalena (Joh. 20, 14-17), die vor den Emmaus-Jüngern (Lc. 24, 13-31; Mc. 16,12) und die am See Genezareth vor einigen Aposteln (Joh. 21, 4-23). Daß Jesus von Maria Magdalena nicht sogleich erkannt wurde, berichtet freilich nur Johannes; bei Matthäus (28, 16-20 – hiernach ist auch eine zweite Maria dabei) und Markus (16, 9) ist davon nicht die Rede.
Dem gegenüber stehen die Erscheinungen, von denen Paulus schreibt: der Herr erschien dem Simon Petrus, dann den Aposteln, dann mehr als fünfhundert Brüdern, dann dem Jakobus, dann noch einmal den Aposteln. Hier ist von keiner Undeutlichkeit die Rede; und ebensowenig zeigen die entsprechenden Evangelienberichte Zweifel daran, daß der Herr ohne weiteres erkannt wurde. Die Erscheinung vor Simon Petrus erwähnt auch Lukas (24, 34), Erscheinungen vor den Aposteln werden in allen Evangelien berichtet (Mtth. 28, 16-20; Mc. 16, 14-18; Lc. 24, 36-50; Joh. 20, 19-23; Joh. 20, 26-29) und auch in der Apostelgeschichte.
Die wesentlichen Zeugen der Auferstehung sind die Apostel; alle Evangelien berichten, wie der Herr ihnen erscheint, und dabei gibt es keine Undeutlichkeit.
Eine Zwischenstellung nimmt die Erscheinung am See Genezareth ein, als der Herr «schon zum dritten Mal erschienen ist» (Joh. 21, 14), nun nicht vor den Aposteln, sondern nur vor einigen von ihnen, also etwas weniger offiziell. Anfangs (Joh. 21, 4) wird hier Jesus nicht erkannt; im zweiten Teil dieses Berichtes (Joh. 21, 15-23 – diesen teilt die byzantinische Liturgie als ein eigenes Auferstehungsevangelium ab) gibt es keine Undeutlichkeit mehr.

W.H.W

Orietur Occidens

Perikope von der kanaanäischen / syrophönizischen Frau

Matth. 15, 21-28; Marc. 7, 24-30

Die harsche Antwort des Herrn

Jesus begab sich mit seinen Jüngern (Mtth. 15, 23) nach Phönizien (dem heutigen Libanon), in heidnisches Gebiet also, und wollte niemanden kennenlernen (Mc. 7, 24), also nicht predigen, in keiner Weise wirken, was ihm freilich nicht ganz gelang.
Wozu diese Reise? Ein Grund, der etwas mit der Berufung Jesu zu tun hätte, läßt sich nicht erkennen.
Es bleibt nur die einfache Antwort: es war eine Urlaubsreise ins Ausland – auch der Herr und seine Jünger brauchten gelegentliche Entspannung.
Harsch erscheint in dieser Perikope sein Umgang mit der Kanaanäerin. Der Grund dafür ist nicht einfach der, daß sie zu einem anderen Volk gehört, sondern, daß sie zu den Heiden gehört, die Götzendienst betreiben. Das Verbot des Götzendienstes steht am Anfang der Zehn Gebote (Ex. 20, 3-6; Deut. 5, 7-10), ist aber keineswegs nur Gebot für Israel, das Bundesvolk, sondern wird von allen Völkern eingefordert; über vier Kapitel hin (13-16) stellt das Buch der Weisheit dar, wie sehr der Götzendienst der Heiden zu verurteilen ist. Doch als die Kanaanäerin demütig ihren Glauben gezeigt hat, erhält sie vom Herrn Anerkennung und Erhörung.

W.H.W

Orietur Occidens

Gleichnis vom ungerechten Verwalter

Luc. 16, 1-9

• Das Lob des Herrn für den ungerechten Verwalter •

Orietur Occidens

Matth. 17, 1-8; Marc. 9, 2-8; Luc. 9, 28-36

• Die Verklärung Christi •

Orietur Occidens